Gegen das Vergessen – Mahnmal für Opfer der Euthanasie in Holzen eröffnet

 In 2025, Holzen

Geistlicher Direktor Martin Riß segnet im Nordhof der Klosteranlage das Mahnmal

Während der Zeit des Nationalsozialismus (1933-1945) wurden auch Menschen mit geistiger, körperlicher und psychischer Erkrankung aus dem Dominikus-Ringeisen-Werk zu Opfern des Regimes. In den Fokus gerieten in damaliger Zeit die Einrichtungen in Ursberg, Maria Bildhausen (Unterfranken) und Kloster Holzen, die alle von der St. Josefskongregation geleitet wurden. Im Rahmen des NS-Euthanasieprogramms „Aktion T4“ wurden insgesamt 379 Menschen mit Behinderung in Anstalten des NS-Regimes in Kaufbeuren, Erlangen, Eglfing-Haar sowie in Hartheim bei Linz ermordet. Vor ihrem gewaltsamen Tod – sie wurden mit Bussen abgeholt – hatten 25 dieser Personen ihren Lebensmittelpunkt in Kloster Holzen. Um an diesem Ort ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, wurde das Mahnmal eröffnet und gesegnet. In seiner Predigt beim vorausgehenden Festgottesdienst zitierte Martin Riß, Geistlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Dominikus-Ringeisen-Werkes in Ursberg den Paragrafen 1 des Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Und er ergänzte weiter, dass „alles von Gott Geschaffene in Würde leben dürfe“. Er erinnerte an Bischof Clemens August von Galen, der immer wieder von der Kanzel mutig gegen das Nazi-Regime das Wort ergriff und dafür auch mehrmals verhaftet und eingesperrt wurde. Mutige Menschen muss es zu allen Zeiten geben.

Gäste aus Kirche, Politik und dem Dominikus-Ringeisen-Werk feierten die Eröffnung des Mahnmals im Nordhof des Klosters Holzen mit. Neben den Schwestern aus Ursberg steht der Künstler Joseph Michael Neustifter, im schwarzen Anorak daneben der Geistliche Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werkes Martin Riß und Pfarrer Norman D'Souza

Nach dem Festgottesdienst fand die Gedenkveranstaltung statt. Schwester Katharina, die Generaloberin aus Ursberg betonte in ihrer kurzen Ansprache die Kostbarkeit eines jeden Menschen. Bürgermeister Markus Stettberger aus Allmannshofen sprach in seinem Grußwort von der Wichtigkeit, dass die Opfer der Euthanasie nie vergessen werden dürfen. Martin Sailer erinnerte als Bezirkstagspräsident daran, dass Menschen mit Behinderungen gleich welcher Art nicht benachteiligt werden dürfen. Dr. Michael Higl war als stellvertretender Landrat anwesend. 25 Personen aus Politik, Kirche, Presse und als Bewohner des Dominikus-Ringeisen-Werkes in Holzen entzündeten für jeden Ermordeten aus Holzen eine Kerze und stellten sie in den Altarraum. Bei der Segnung des Mahnmales im Nordhof legten sie für die Opfer eine weiße Rose nieder.

Der Künstler Joseph Michael Neustifter, der mit seiner Ehefrau anwesend war, erläuterte sein Kunstwerk. Das Mahnmal, das auf einem ambrafarbenen Kalkstein errichtet ist, wurde im Wachsausschmelzverfahren in Bronze gegossen. Im unteren Bereich kauert ein Mensch um ein umgestürztes Kreuz. Der Künstler erinnert an die 9. Station des Kreuzweges: Jesus fällt zum dritten Male unter dem Kreuz. „So dramatisch war auch die Situation der Menschen in der NS-Zeit, aussichtslos und hoffnungslos.“ Im oberen Teil des Mahnmals wächst – aller Demütigung und Ohnmacht des Menschen zum Trotz – der Baum der Schöpfung, ein Zeichen der Nachhaltigkeit. Joseph Michael Neustifter ist Mitglied der Münchner Secession im Haus der Kunst, München. Er lebt und arbeitet in Eggenfelden. Neustifters Gesamtwerk umfasst mehr als 200 große, meist in Bronze ausgeführte Skulpturen, Figurengruppen, Brunnen und über 80 Altarraumgestaltungen. Geistlicher Direktor Martin Riß spendete dem Mahnmal in Holzen den kirchlichen Segen. Auch auf dem Mahnmal findet sich der erste Satz aus Artikel 1 des GG wieder: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Die Ehinger Musikanten umrahmten die feierliche Eucharistie und auch den Festakt im Freien musikalisch. Die Organisation lag in den Händen von Arnold Pfeiffer, Gesamtleiter Region Augsburg-Nord des Dominikus-Ringeisen-Werkes.

Text und Bilder: Rosmarie Gumpp

Während der nationalsozialistischen Diktatur von 1933 und 1945 wurden auch Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung sowie psychischer Erkrankung aus dem Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) zu Opfern des Regimes. So gerieten in dieser Zeit die Einrichtungen in Ursberg, Maria Bildhausen (Unterfranken) und Kloster Holzen in den Fokus der Nationalsozialisten. Sie wurden damals von der St. Josefskongregation geleitet. Im Rahmen des NS-„Euthanasieprogramms“ „Aktion T4“ wurden insgesamt 379 Menschen mit Behinderung in Anstalten des NS-Regimes in Kaufbeuren, Erlangen, Eglfing-Haar sowie in Hartheim (bei Linz) ermordet. Alleine 25 dieser Personen hatten, vor ihrem gewaltsamen Tod in den eben genannten Anstalten, ihren Lebensmittelpunkt in Kloster Holzen.

Um an diesem Ort ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, wird am Sonntag, 26. Januar 2025 ein Mahnmal eröffnet. Zum gemeinsamen Gottesdienst um 10.15 Uhr in der Klosterkirche Holzen sowie zur Segnung des Mahnmals um 11.15 Uhr im Nordhof sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen, ebenso zum anschließenden Austausch und Imbiss in den Räumlichkeiten des Hotels Kloster Holzen.