Ein neuer Mesner in der Klosterkirche Holzen

 In 2020, Holzen, Neugier

Das gnadenreiche Jesulein in der Klosterkirche Holzen kann sich freuen – endlich darf es wieder all seine prunkvollen Kleider tragen. Denn nun ist Michael Durner da. Der 24-Jährige ist der neue Mesner in Allmannshofen. Lange lag das Alte wohl verwahrt in Kisten und Schränken. Nun weht ein frischer Wind in Sakristei und Kirchenschiff.
Die goldene Quaste liegt noch nicht korrekt auf dem dunkelgrünen Tuch, sie baumelt einem Engel an der Kanzel im Gesicht. Durner knurrt. „Das sollte ordentlich hängen, die Quaste in der Mitte.“ Eben hat er das lange ungenutzte Kanzeltuch hervorgeholt und zupft es nun über der Brüstung zurecht. Der junge Mann mit Brille und smartem Lächeln ist Perfektionist, wenn es um Kircheninventar geht. Das macht ihn aus und darum ist er hier. Michael Durner hat Mitte März das Mesneramt von den Franziskanerinnen von Ursberg übernommen, die aus Altersgründen ins Mutterhaus zurückkehrten.

Als erste Amtshandlung hat er den Bestand in Augenschein genommen. Dabei entdeckte er die Garderobe vom Jesulein, dem religiösen Mittelpunkt der Wallfahrtkirche, im hintersten rechten Seitenaltar. „Das war Zufall. Und dabei hat das Jesulein einen Karton voller barocker Kleider und Mäntel, der Liturgie entsprechend, die man auswechseln kann.“ Durners Augen leuchten. Dann schaut er sich im Kirchenschiff um – schon immer hat ihn die Wallfahrtskirche nahe seines Heimatdorfes Westendorf in ihren Bann gezogen.
Eigentlich ist Michael Durner Bäckereifachverkäufer – ein Beruf, in dem er einige Jahre gearbeitet hat; sein Herz allerdings hing nie an dieser Tätigkeit. Vielmehr faszinierte ihn schon als kleiner Bub alles, was mit den Gottesdiensten zusammenhing: „Ich bin mit meiner Oma regelmäßig zur Heiligen Messe gegangen. Und da hat mich, so lange ich denken kann, das Prunkvolle fasziniert.“ Da ist er nun mit der neuen Tätigkeit seinen Traumjob gefunden. Als hauptamtlicher Mitarbeiter in der Pfarreiengemeinschaft Nordendorf-Westendorf kann er sich in der ehrwürdigen Klosterkirche so richtig ins Zeug legen. Die letzten drei noch verbliebenen Franziskanerinnen hätten sich gefreut, das ein Nachfolger für den Mesnerdienst gefunden wurde, schildert Durner. Beim gemeinsamen Frühstück im Kloster habe man sich ausgetauscht. „Zwei mal drei Stunden Führung habe ich dann mit ihnen gemacht.“ Mit Überreichen eines großen Schlüsselbretts sei die Übergabe schließlich beendet gewesen.
Mit den Abläufen der Liturgie und den vielseitigen Tätigkeiten rund um die Sakristei ist Michael Durner bestens vertraut. Denn als Ehrenamtlicher der Pfarrgemeinde Sankt Georg Westendorf ist er mit allem, was Kirche ehrenamtlich zu bieten hat, groß geworden. „Ich war Ministrant, Lektor und habe gerne bei sämtlichen Vorbereitungen mitgeholfen.“ Auch Mitglied im Pfarrgemeinderat ist er. Bei der Frage, ob das Priesteramt nie für ihn in Frage kam, schmunzelt der junge Mann: „Ich habe mal mit dem Gedanken gespielt, mich dann aber dagegen entschieden. Umso dankbarer bin ich nun, das ich auf diesem Weg in der Kirche tätig sein kann.“
Schon nach kurzer Zeit hatte er den Überblick in den Kammern und Nischen der Klosterkirche bekommen, denn es sei vor allem das Alte, das ihn so begeistert, erzählt Michael Durner: „Die Klosterkirche hat einen großen Bestand an Inventar, ich wünsche mir, das der genutzt wird. Die Gläubigen sollen ihn sehen; gleichzeitig sollte man ihn für die
Nachwelt erhalten.“ Was für manchen jungen Christen altbacken anmutet, begeistert Durner: „Es zeigt die ganze Pracht, dahinter die Ehrfurcht mit der die Gläubigen früher hier gelebt haben.“
Als Mesner muss man früh aufstehen. Täglich, außer montags, beginnt um sieben Uhr früh der Gottesdienst. Am Wochenende rund eine Stunde später. Michael Durner hat einen vielseitigen Job. Neben der Vorbereitung des Gottesdienstes muss der Blumenschmuck frisch sein, die Wäsche sauber und gebügelt. „Die Sicherung der Kostbarkeiten“ so heißt es im Arbeitsvertrag. Für die Pfarreiengemeinschaft ein großes Glück, einen neuen Mesner gefunden zu haben – Pfarrer Norman d´Souza, Leiter der Pfarreiengemeinschaft, habe sich gefreut, erinnert sich Michael Durner. Er freut nun sich auf das Vielfältige: „Jede Hochzeit, jede Taufe ist anders, immer wieder habe ich es mit anderen Menschen zu tun. Alles hier ist in Bewegung. Das, und die Liebe zum kulturellen Gut, reizen mich ungemein.“

Text und Bild: Judith Bornemann-Freund