Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag

Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen

Wir als Kirche haben den Anspruch, in Sachen Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz mit gutem Beispiel voranzugehen. Diese Bereiche sind gelebter Schöpfungsglaube und gehören ins Zentrum kirchlichen Handelns. Wir wollen die Taten sprechen lassen. Die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hat sich daher im Herbst 2017 mit der Mitverantwortung der Kirche für die Bewahrung der Schöpfung befasst und einen Studienhalbtag zum Thema „Schöpfungsverantwortung nach Laudato si’ – Umwelt und integrale Entwicklung als Aufgabe der Kirche“ durchgeführt. Im Anschluss hat eine Arbeitsgruppe, die die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen, die Kommission Weltkirche und die Deutsche Kommission Justitia et Pax gemeinsam eingerichtet haben, konkrete Handlungsempfehlungen für die weitere Realisierung der Schöpfungsverantwortung nach Laudato si’ im Bereich der katholischen Kirche in Deutschland formuliert. Den Mitgliedern der Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Weihbischof Rolf Lohmann gebührt mein herzlicher Dank. Besonders danken möchte ich Weihbischof em. Dr. Bernd Uhl für seine wegbereitende Vorarbeit in den vergangenen Jahren.
Die zehn Handlungsempfehlungen berühren Angelegenheiten der Pastoral, des diözesanen Verwaltungshandelns und des gesellschaftspolitischen Engagements. Der Text enthält konkrete, ambitionierte Forderungen und besitzt gleichzeitig die nötige Breite, um den unterschiedlichen Realitäten der 27 deutschen (Erz-)Diözesen Rechnung zu tragen. Ich bin dankbar für das vielfältige ökologische und weltkirchliche Engagement, mit dem sich viele Christinnen und Christen bereits heute – und teilweise schon seit Jahrzehnten – für Gottes Schöpfung einsetzen. Wir können aber noch besser werden. Dazu sollen die zehn Handlungsempfehlungen eine Hilfe sein. Uns einen der Wille und die begründete Hoffnung, durch entschiedenes kirchliches Handeln unserer Vorbildfunktion und unserer Verantwor-tung für die Schöpfung gerecht zu werden.

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck
Vorsitzender der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz

LAUDATO SI’, mi’ Signore

Die Enzyklika von Papst Franziskus

1. „LAUDATO SI’, mi’ Signore – Gelobt seist du, mein Herr“, sang der heilige Franziskus von Assisi. In diesem schönen Lobgesang erinnerte er uns daran, dass unser gemeinsames Haus wie eine Schwester ist, mit der wir das Leben teilen, und wie eine schöne Mutter, die uns in ihre Arme schließt:

„Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, Mutter Erde, die uns erhält und lenkt und vielfältige Früchte hervorbringt und bunte Blumen und Kräuter.“1

2. Diese Schwester schreit auf wegen des Schadens, den wir ihr aufgrund des unverantwortlichen Gebrauchs und des Missbrauchs der Güter zufügen, die Gott in sie hineingelegt hat. Wir sind in dem Gedanken aufgewachsen, dass wir ihre Eigentümer und Herrscher seien, berechtigt, sie auszuplündern. Die Gewalt des von der Sünde verletzten menschlichen Herzens wird auch in den Krankheitssymptomen deutlich, die wir im Boden, im Wasser, in der Luft und in den Lebewesen bemerken. Darum befindet sich unter den am meisten verwahrlosten und misshandelten Armen diese unsere unterdrückte und verwüstete Erde, die „seufzt und in Geburtswehen liegt“ (Röm 8,22). Wir vergessen, dass wir selber Erde sind (vgl. Gen 2,7). Unser eigener Körper ist aus den Elementen des Planeten gebildet; seine Luft ist es, die uns den Atem gibt, und sein Wasser belebt und erquickt uns.

Zehn Thesen zum Klimaschutz

Die katholische Kirche sieht sich dem Umwelt- und Klimaschutz verpflichtet. Und so hat die Deutsche Bischofskonferenz einen Diskussionsbeitrag zur Klimapolitik als zentrale gesellschaftliche Herausforderung im Bereich der Schöpfungsbewahrung veröffentlicht.

Mit zehn Thesen soll die Klimawende bewältigt werden. Dazu haben die die deutschen Bischöfe zuletzt bei ihrer Herbst-Vollversammlung 2018 konkrete Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen verabschiedet.

Der Text bekennt sich zu dem Ziel, Treibhausgasneutralität so früh wie möglich zu erreichen, jedoch spätestens im Jahr 2050. Ausgehend von Papst Franziskus’ Enzyklika Laudato si’ verdeutlicht der Text aus sozialethischer Perspektive die Notwendigkeit des Klimaschutzes. Dabei wird die Aufgabe, dem gefährlichen Klimawandel entgegenzuwirken, als Gebot der Gerechtigkeit beschrieben.