PFARREIEN, KIRCHEN & KAPELLEN
St. Johannes Baptist Holzen
Das Kloster „am Neuwasser“ (einem Nebenarm der Schmutter), seit Anfang des 13. Jahrhunderts nach teilweiser Verlegung „zum Holz“ genannt, wurde 1150 der Legende nach durch Marquard von Donnersberg als Doppelkloster der Benediktiner unterhalb des heutigen Standortes gegründet. Nach Vergrößerung des Frauenkonvents im 15. Jahrhundert wurde im Jahre 1470 der Männerkonvent im Rahmen der Einführung der Melker Reform aufgelöst.
Zwischen 1538 und 1553 amtierte als Äbtissin (Meisterin) Maria Langenmantel vom Sparren. Sie wird in den Annalen als „sehr tüchtig“ beschrieben und war die Schwester des Freisinger Domherrn Christoph Langenmantel (1488–1538), der Luther 1518 in Augsburg zur Flucht verhalf.
Ende des 17. Jahrhunderts (1696 bis 1704) wurde das Kloster auf dem Karlsberg neu errichtet (Weihe der neuen Klosterkirche 1710). Ab 1740 entstand eine Wallfahrt zum Göttlichen Kind. Das Kloster – seit 1617 Abtei – wurde 1802 im Rahmen der Säkularisation aufgehoben und ging zusammen mit der Erzabtei Beuron in den Besitz der Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen über. Die Nonnen durften jedoch im Kloster wohnen bleiben.
1813 kam der ganze ehemalige Klosterkomplex durch Heirat an die Grafen von Fischler-Treuberg.
Von Juli bis Oktober 1877 lebte der Maler Wilhelm Leibl auf Gut Holzen. Holzen wurde damals kurzzeitig zu einem Treffpunkt des Münchner Malerkreises um Leibl. Auf Gut Holzen entstand dessen bekanntes Porträt der Rosine Edle von Poschinger (eine Schwester des Bismarck-Biographen Heinrich von Poschinger, verheiratet mit Ferdinand Graf Fischler von Treuberg, gestorben 31. August 1935 auf Holzen). Von Graf Treuberg, in einem Stall auf einem Pferd sitzend, malte Leibl ebenfalls ein Bild.
Deren Sohn, Ernst Ludwig Graf Fischler von Treuberg, heiratete 1904 Hetta Gräfin Treuberg, eine später bekannte Berliner Pazifistin, die sich bis zur Scheidung 1914 oft auf dessen Gut Holzen aufhielt.
Da Ferdinand Fischler von Treuberg ein Verwandter von Dom Pedro II., Kaiser von Brasilien, war, besuchte der Kaiser Holzen des Öfteren. Der Apostolische Nuntius beim König von Bayern, Carlo Caputo, war bis zu seinem Tod ebenfalls öfter Gast auf Holzen. Bei den regelmäßig veranstalteten Jagden des Grafen waren viele Diplomaten, Militärs und Politiker zugegen, so auch der Sohn des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Clemens von Podewils-Dürnitz.
Nachdem die Grafen Treuberg in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten waren, erwarb die St. Josefskongregation zu Ursberg im Jahr 1927 über einen Zwischenhändler die Gebäude und errichtete dort eine Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Seit 1996 ist das Dominikus-Ringeisen-Werk als eigenständige kirchliche Stiftung des öffentlichen Rechts Träger der Einrichtung.
Quelle: Wikipedia