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Rosenkranz- / Sakramentsbruderschaft

Noch tiefer gehend als „Bruderschaft trinken“ – Rosenkranz-Bruderschaften

Die Rosenkranzbruderschaft in Westendorf beging 2017 ihr 350-jähriges Bestehen. Doch was ist eigentlich eine Rosenkranzbruderschaft und was zählt zu deren Aufgaben?

Die Entstehungsgeschichte der Bruderschaften im Allgemeinen reicht bis in die frühe Zeit des Christentums zurück. Erkennungsmerkmale der Bruderschaften waren eine enge Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit und ein füreinander Einstehen in Nächstenliebe und fürbittendem Gebet – sie waren „ein Herz und eine Seele“. Ziel und Zweck der Bruderschaften war die Vertiefung der Frömmigkeit, füreinander zu beten und das Andenken an die Verstorbenen zu bewahren.

 

Bild: Triptychon der Rosenkranzbruderschaft in der Stiftskirche St. Lambertus in Düsseldorf, 1679. Quelle: Lambertusbote - Public Domain

In der Folgezeit entstanden Verbrüderungen zwischen Klöstern. Die Bruderschaften stellten zudem eine Verbindung von Laien und Priestern her. Es wurden Statuten für die Bruderschaften aufgestellt. Dazu zählten beispielsweise die Entrichtung eines „Jahresbeitrags“, die Bindung an einen Altar, die Abhaltung von eucharistischen Anbetungen und das Rosenkranzgebet, der Besuch der Heiligen Messe und der jährliche Empfang der Heiligen Kommunion nach vorheriger Beichte und die Bruderschaftsfeste.

Zum damaligen Zeitpunkt war es noch üblich, bestimmte Kleidung zu tragen, dazu zählten die Bruderschaftskutten und besondere Hauben.

Heute noch von großer Bekanntheit sind die Feierlichkeiten und Prozessionen in Andalusien während der Semana Santa, der Heiligen Woche (Palmsonntag bis Ostersonntag), die von den Bruderschaften durchgeführt werden. Diese sind in der Regel einer Kirchengemeinde angeschlossen. Während der Prozessionen werden tischförmige Konstruktionen, die eine Marienstatue oder eine Szene des Kreuzwegs zeigen, von den Mitgliedern der Bruderschaften auf den Schultern getragen. In Spanien ist es bis heute üblich, lange Kutten und die typischen Spitzhauben zu tragen.

In der Reformationszeit begann für die Bruderschaften die Zeit des Umschwungs. Sie waren heftiger Kritik und Infragestellung ausgesetzt, dazu trug unter anderem der im Mittelalter weit verbreitete Ablasshandel bei. Die Bruderschaften verloren an Bedeutung.

Erst nach der Reformation erlebten sie einen neuen Aufschwung. Besonders die Jesuiten waren große Förderer der Bruderschaften. Daraufhin wurden viele Bruderschaften (neu) gegründet und erlebten eine große Ausbreitung.

Im Jahr 1667 am Tag Mariä Himmelfahrt wurde die Rosenkranzbruderschaft in Westendorf gegründet. Fast die Hälfte aller Westendorfer war damals Mitglied der Bruderschaft.

Eine Quelle, die auf den 2. Juni 1721 datiert ist, belegt die erneute Einführung der Bruderschaft. Ob die Bruderschaft in der Zeit zuvor „eingeschlafen“ war, oder an diesem Tag die Aufnahme in den weltweiten Verbund begangen wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Das regelmäßige gemeinsame Gebet, aber auch der Einsatz im sozial-caritativen Bereich spielte für die Rosenkranzbruderschaft eine große Rolle.

Bis zur Säkularisation (Aufhebung kirchlicher Institutionen und Verstaatlichung ihres Besitzes) gab es in beinahe jedem bayerischen Dorf Bruderschaften, in denen fast alle Dorfbewohner – von jung bis alt – Mitglieder waren.

Während der Säkularisation wurde die typische Kleidung der Bruderschaft (Kutten und Hauben) verboten, einzig die Bruderschaftsstäbe blieben erhalten.

Im Jahre 1803 wurde die Verwaltung der Bruderschaft in staatliche Hand gegeben und unterlag von nun an staatlicher Kontrolle. Auch Geldmittel mussten offengelegt werden.

Ab 1821 wurden die Bruderschaften wieder zu rein kirchlichen Organisationen erklärt, ab diesem Zeitpunkt musste sich der Staat wieder „heraushalten“. Die Wertschätzung der Tradition, insbesondere der traditionellen Frömmigkeit, wurde wieder mehr in den Mittelpunkt gestellt.

Um 1835 wurden schließlich neue Statuten für die Bruderschaft festgelegt. Demnach war der jeweilige Pfarrer der Vorsitzende, es wurde genau festgelegt, wer die Bruderschaftsstäbe zur Begleitung des Allerheiligsten trägt und auch Frauen konnten Mitglied in der Bruderschaft werden.

Es existiert ein Westendorfer Bruderschaftsbrief aus dem Jahre 1894, der belegt, dass die Bruderschaft auch in dieser Zeit aktiv war. Die wichtigste Aufgabe der Bruderschaft war – neben dem gemeinsamen Gebet – einander beizustehen, also praktizierte Nächstenliebe.

Heute noch begleitet die Rosenkranzbruderschaft das Allerheiligste bei Prozessionen, wie zum Beispiel an Fronleichnam.

Diese jahrhundertealte Tradition – die Gemeinschaft im Gebet – sollte auch in Zukunft hochgehalten werden.

Diese Bruderschaften sind etwas besonderes. Um die Rosenkranzbruderschaft auch in Zukunft in Westendorf zu erhalten, soll sie wieder neu gestärkt werden. Die Aufgaben der Bruderschaft sind keinesfalls „angestaubt“ oder veraltet, sondern auch heute noch wichtig und aktuell.

Wer das Leben in der Pfarrei durch eine Mitgliedschaft in der Bruderschaft miteinander und für andere mitgestalten will, soll nicht zögern, sich an das Pfarrbüro zu wenden.